Chronik

Chronik von Rheinbay

Der Ursprung des Ortsnamens Rheinbay rührt entweder von der Bezeichnung
„Siedlung bei Rhein“ (= im Rheintal), oder
„Bay“ (= Bucht -Seitental des Rheins) her.

Rheinbay gehörte zunächst verwaltungstechnisch zum Amt und Kreis St. Goar im Regierungsbezirk Koblenz, Land Rheinland-Pfalz, und kirchlich zur Pfarrei Hirzenach.
Am 31. Dezember 1975 wurde die Gründung einer verbandsfreien Gemeinde beschlossen. Durch die Zugehörigkeit zur Stadt Boppard erhielt Rheinbay mit Wirkung vom 01. Januar 1976 die Stadtrechte.

Nach 1066 baute Arlolph von Sternberg, ein großer Hof- und Kriegsmann bei Kaiser Heinrich IV., Eigentumsherr von Hirzenach und Umgebung, für sich in Hirzenach eine kleine Kapelle zu Ehren des Hl. Bartolomäus.
Die Kapelle wurde viel besucht. Einen hauptsächlichen Grund dafür stellen vor allem die vielen Wunder, die der Überlieferung nach dort nach Anrufung des
Hl. Bartolomäus geschahen, dar. (Schutz und Segen für das Vieh). Kaiser und Könige besuchten diese Kapelle als eine heilige Zufluchtsstätte.
Kaiser Heinrich IV. war, ebenso wie sein Sohn der spätere Kaiser Heinrich V., der Ansicht, daß die Kapelle für die Vielzahl der Besucher zu klein sei. Heinrich IV. erwarb von Arlolph von Sternberg den ganzen Ort Hirzenach mit den zugehörigen Orten Rheinbay, Karbach und Quintenbach und übergab um das Jahr 1105 alles der Benediktiner-Abtei Siegburg. Er machte zur Bedingung, daß statt der kleinen Kapelle eine große Kirche samt einem Kloster gebaut wird.
Kono III., Abt zu Siegburg (im Jahre 1126 wurde er Bischof zu Regensburg; er starb später im Rufe der Heiligkeit) hatte beides schon vor dem Jahr 1110 fertiggestellt. Kraft des Sternberger Weistums (Sternberg bei Bornhofen).
Vom 6. Januar 1597 an waren Niederhirzenach und Rheinbay eine Sternbergische Vogtei. Der Erzbischof und Kurfürst zu Trier war der Oberherr der über Hals und Bauch zu richten hatte.
Rheinbay zählte 18 Familien, hatte 75 Morgen Ackerland, 25 Morgen Wiesen und 40707 Weinstöcke. Kurtrier hatte als oberster Herr von jedem Haus in Niederhirzenach und Rheinbay zu empfangen:
• 2 Sämmer (ca. je 30 Pfund) Hafer
• ein Huhn
• 12 Abbus Maisbrote

Kurtrier stellte den kurfürstlichen Vogt. Nach den Rechtssprüchen des Vogteigerichtes mußte er allen kirchlichen Verfügungen und Landesordnungen nachkommen, darauf achten und demgemäß richten und handeln, und wenn es erforderlich war, seine Protokolle dem Amte zur Einsicht und zur Verfügung einreichen.

Der letzte Propst war Emmerich von Quandt, gestorben 1811, eine liebenswürdiger und verständiger Herr, der mit Leidenschaft die verschiedenen Zweige der Mechanik, zunächst die Uhrmacherkunst, betrieb. Hunderte von Uhren waren stets in dem schönen Saal der Propstei in Bewegung.
Die Propstei dient seit dem Jahre 1808 als Pfarrhaus, nachdem die Scheidung der Pfarrgüter von den Propsteigütern vernommen worden war.

Seine 1860 erlangte Selbständigkeit als Gemeinde verdankte Rheinbay einem Streit mit Niederhirzenach.
Rheinbay besaß nämlich viel Hochwald. Zur Hebung der finanziellen Lage beschloß der Gemeinderat des Gemeindeverbandes Niederhirzenach fortgesetzt gegen die Stimmen der Rheinbayer die Abtreibung der Hochstämme, was zu einer ernsthaften Auseinandersetzung führte.

Burg Wiesenstein
Dicht bei dem Ort, in der Richtung nach Weiler, bezeichneten bedeutende Mauerreste, weite Keller und Gräben den Standort einer ehemaligen Burg namens Wiesenstein.
In einer Urkunde aus dem Jahre 1380, welche die Stiftung eines Altares zu Hirzenach und die Dotierung des Kaplans betraf, wurden unter den dazu gewidmeten „Gefällen“ auch solche, die von Burg Wiesenstein kamen, genannt. Außerdem finden sich hier auch Hinweise auf Ritter von Wiesenstein.
Der Grundbesitz der ehemaligen Burg war durch Kauf in das Eigentum der Familie Weckbecker in Münstermaifeld übergegangen. Ein Erbe dieser Familie, der in St. Goar seinen Wohnsitz hatte, versteigerte den ganzen Besitz, der heute nur noch eine Wiese ist, da alle Mauerreste dem Erdboden gleichgemacht wurden.
Vor 1910 schrieb ein Graf von Hüster aus Ägypten an den damaligen Bürgermeister von Rheinbay und äußerte den Wunsch, das Burggut seiner Ahnen aufzukaufen. Warum nichts aus der Sache wurde, blieb unbekannt.
Die Sage will auch wissen, daß die Tempelherren nach ihrer Ächtung sich längere Zeit in Wiesenstein verteidigten, daß sie aber schließlich überwältigt und bis auf einen erschlagen wurden, dem es gelang, die Propstei in Hirzenach zu erreichen und dort sein Leben in Frieden zu beschließen. Sicher ist, daß die Templer in Rheinbay, Weiler, Holzfeld und Werlau begütert gewesen sind.

Rheinbay brannte Allerheiligen 1830 bis auf zwei Häuser ab (Haus Nr. 8 Jakob Bach und Schmiedmeister Schmidt, heute Haus Nr. 20). Auch die baufällige Kapelle, die an der Stelle stand, wo heute Auerbachs Scheune sich steht, wurde ein Raub der Flammen. Das Kreuz dieser alten Kapelle wurde in den Trümmern unversehrt gefunden.
Mit dem Bau der neuen Kapelle wurde Ende 1896 begonnen, nachdem ein gebürtiger Rheinbayer namens Krautkrämer, der durch Geldgeschäfte zu Wohlstand gekommen war und in Udenhausen wohnte, 1000 Taler gestiftet hatte.
Die Handwerker hatten freies Essen bei den Rheinbayern. Je zwei Häuser stellten Handlanger für die Maurerarbeiten. Dadurch kam die Kapelle nicht so teuer.

Unsere Schule
Rheinbay bildete bis zum 01.10.1909 mit Nieder-, Oberhirzenach und Holzfeld einen Schulverband. Bis zu diesem Tag besuchten die Rheinbayer Kinder die Schule zu Hirzenach. Die zunehmende Kinderzahl hatte aber den Bau einer eigenen Schule für Rheinbay erforderlich gemacht.
Diese neue Schule wurde am 03. November 1909 feierlich eingeweiht in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste.
Bis zum April 1910 verwaltete der Schulamtskandidat Mecking die Schule. Dann wurde Lehrer Josef Mohr nach Rheinbay versetzt. Als Ostern 1914 die Schülerzahl auf 51 stieg, mußte der Schulsaal vergrößert werden. Dies geschah dadurch, daß die Wand zwischen Schulsaal und Lehrmittelraum entfernt und der Nebenraum in den Schulsaal einbezogen wurde.
Mit dem 01. April 1913 wurde der gemeinsame Schulverband Ober-, Niederhirzenach, Holzfeld und Rheinbay aufgehoben.
Rheinbay und Holzfeld wurde je eine Schulgemeinde für sich, während Ober- und Niederhirzenach noch zum Verband vereinigt blieben.
Während des 1. Weltkrieges fiel der Unterricht oft aus, durch Notferien zur Einbringung der Ernte und durch Vertretungen, die der Lehrer vornehmen mußte.

Früher gehörte ein großer Teil des Feldes in der Höhe des Dorfes Karbach zu Rheinbay. Infolge der schwierigen Bewirtschaftung verkauften die Eigentümer dieses Ackerland an die Bewohner von Karbach und erwarben dafür im Laufe der Zeit, Äcker aus der Gemarkung Hirzenachs, östlich und auf gleicher Höhe von Rheinbay.
Schon vor dem ersten Weltkrieg bildete neben dem Kartoffelanbau der Obstanbau eine wichtige Einnahmequelle. Mit Vorliebe pflanzte man Kirschbäume, die infolge der von West- und Nordwinden durch die Hunsrückberge geschützten Lage, hier gut gediehen.

Viele Bewohner fanden früher als Bergleute Arbeit und Lohn auf der Grube Prinzenstein. An Handwerkern war hier meist nur ein Schmied vertreten.

Zur Pflege der Geselligkeit, des Theaterspiels, usw. wurde im Juli 1906 der „Geselligkeitsverein Eintracht Rheinbay“ gegründet. Ihm gehörten fast alle Männer des Dorfes an. Erster Präsident war Karl Vogel.
1911 beschaffte die Gemeinde ein Harmonium für die Kapelle zum Preis von 365 Mark.

Bau einer Wasserleitung

1912 beschloß man den Bau einer Wasserleitung. Schürfungen in der oberen Obersbach brachten bald genügend Wasser von guter Qualität.
Der Kreisbaumeister arbeitete die Pläne aus. Obwohl die Gemeinde aus dem Westfonds nur eine Zuschuß von 3.500 Mark erhalten sollte, beschloß sie trotzdem an dem Plan festzuhalten. Der Bau der Leitung wurde für 14.631 Mark einer Firma in St. Goar übertragen. Infolge der allgemeinen Mobilmachung und wegen Arbeitermangels verzögerte sich 1914 die Inangriffnahme der Wasserleitung. Zudem konnte wegen Einstellung der Güterverkehrs auf der Bahn kein Material angefahren werden.
Endlich begann am 25.09.1914 der Bau der Wasserleitung. Es wurde lange daran gebaut, hauptsächlich mit russischen Kriegsgefangenen (ca. 15 bis 20 Mann). Erst 1918/19 wurde die Leitung fertig.
Der Ausbruch des ersten Weltkrieges rief eine Anzahl Rheinbayer Männer zur Fahne. In den ersten Mobilmachungstagen waren es sechzehn Rheinbayer die einberufen wurden. Zwei Sammlungen für Verwandte erbrachten 50 Mark und allerhand warmes Unterzeug für den Winter und einen großen Ballen Leinen.
Alles wurde dem Roten Kreuz zur Verfügung gestellt.

Eine Aufstellung ergab 1915 folgende Ackerbestellung:

Roggen 25,45 ha
Gerste 5,02 ha
Hafer 12,31 ha
Kartoffeln 18,98 ha
59,76 ha.
Trotz der im Kriege eingeführten Zuteilung der Lebensmittel durch das Kriegsernährungsamt und seine ihm unterstellen Organe begann vielerorts ein „Hamstern“, wodurch die Lebensmittelpreise in die Höhe getrieben wurden. So kosteten 1918:

1 Pfd. Raps 3,00 Mark
1 Pfd. Weizen 1,00 Mark
1 Pfd. Mehl 2,00 Mark
1 Pfd. Butter 15,00 Mark
1 Pfd. Fett 15,00 Mark
1 Pfd. Erbsen 3,00 Mark.

Vom Rückzug der deutschen Truppen nach der Unterzeichnung des Waffenstillstandes am 11.11.1918 bekam Rheinbay nur wenig zu merken. Einige Infanterie-Kompanien marschierten nach eintägiger Rast weiter nach St. Goar.

Die Franzosen besetzten den Kreis. Rheinbay erhielt keine Besatzung.
Fünf Rheinbayer starben den Heldentod fürs Vaterland, und einer wurde vermißt.
Im Jahr 1920 stiegen die Lebensmittelpreise immer weiter „Unter der Hand“ wurden bezahlt für:

1 Ztr. Kartoffeln 30,00 Mark
1 Ztr. Korn 100,00 Mark
1 Ztr. Weizen 200,00 Mark
1 Ztr. Hafer 150,00 Mark
1 Ztr. Gerste 80,00 Mark
1 Pfd. Butter 125,00 Mark
1 Pfd. Raps 3,00 Mark
1 Pfd. Erbsen 3,50 Mark
1 Pfd. Bohnen 3,50 Mark
1 Ei 1,60 Mark

Am Allerseelentag wurden als Abschluß einer gut besuchten Volksmission in Hirzenach zwei Gedenktafeln zu Ehren der Gefallenen der Pfarrei in der Vorhalle der Kirche eingeweiht. Von den 8.000,00 RM die das Werk kostete, stiftete Rheinbay 2.700,00 RM.

Die Gemeinde erhielt für die Instandsetzung der Wege, die durch den Rückzug der deutschen Truppen gelitten hatten, eine stattliche Beihilfe von 91.500,00 Mark. Mit diesem Geld sollten hauptsächlich der Fahrweg Rheinbay – Hirzenach und der Fuhrweg nach Karbach instandgesetzt werden.
Seit dem 12. November 1921 hat Rheinbay elektrisches Licht. Die Finanzierung der kostspieligen Anlagen erfolgte derart, daß jeder Bürger vorweg 2.000,00 Mark bezahlen mußte. Außer fünf hatten sich alle Häuser an das elektrische Netz anschließen lassen, ebenso die Kapelle, die Schule und das Backhaus. Die Anfänge einer Beleuchtung bildeten zwei Straßenlampen, eine am Backhaus und eine an der Kapelle. Der Kilowattstundenpreis stellte sich auf 6,75 Mark, zwar teuer, aber billiger als Petroleum, das damals 12,00 Mark je Liter kostete.

Am 5. Februar 1921 wurde in Rheinbay ein Gesangsverein gegründet, unter dem Namen „Männergesangsverein Eintracht – Rheinbay 1921“. Gründer war der damalige Lehrer Wirth, der auch das Amt des Dirigenten übernahm. Bei der Gründung zählte der Verein neunundzwanzig aktive und fünf inaktive Mitglieder. Erster Vorsitzender war Karl Auerbach. Im November 1921 kaufte der Verein in Oberwesel eine gebrauchte Bühne für 2.700,00 Mark und schon im Dezember des gleichen Jahres fand die erste Theateraufführung statt.

Das Jahr 1923 brachte die Geldentwertung (Inflation), bei der mit Millionen, Milliarden und sogar mit Billionen gerechnet wurde. Erst der November brachte den Stillstand mit der Einführung der Rentenmark.

1 Rentenmark = 1 Billion Papiermark

Da seit einigen Jahren hier regelmäßig durch einen Pater aus dem Herz-Jesu-Kloster in Boppard Sonntagsgottesdienst gehalten wurde, war der Bau einer Sakristei notwendig, die Ende des Jahres 1025 fertiggestellt wurde.
An allen Orten des Kreises mußten auf Anweisung der Behörden Fortbildungsschulen eingerichtet werden, auch in Rheinbay. Im Winterhalbjahr (1.11. – 31.1.) mußte jeder Jugendliche bis 18 Jahren zweimal wöchentlich zwei Stunden diese Schule besuchen. Leiter der hiesigen Fortbildungsschule war Lehrer Wirth.

Da der alte Altar in der Kapelle sehr primitiv war, war die Anschaffung eines neuen Altares notwendig geworden.
Die alte Barocke Marienfigur wurde renoviert und in den neuen Altar mit eingebaut.
Der Jagdpächter Ludwig Hüttner, Villa Ludwigsruhe bei Rheinbay, bezahlte den Preis von 1.580,00 Mark. Er hatte insgesamt 3.00,00 Mark für die Kapelle zur Verfügung gestellt.
Auch die Baukosten der 1925 erstellten Sakristei wurden von diesem Betrag bestritten. Die Gemeinde zeigte sich dafür erkenntlich, indem sich ihm für 650,00 Mark jährlich die Pacht zusprach und den Pachtvertrag um drei Jahre verlängerte.
Da die Kapelle auch noch ausgemalt werden mußte, veranstaltete der Gesangverein einen Theaterabend zum Besten der Kapelle. Der Reinertrag betrug
420,00 Mark. Eine Dorfsammlung erbrachte
200,00 Mark. Mit diesem Geld konnten die Malerarbeiten ausgeführt werden.
Im Januar des Jahres 1929 nachts um 4 Uhr brach plötzlich in der Scheune der Gastwirtschaft Vogel aus unbekannter Ursache ein Feuer aus. Auch das Wohnhaus (Haus 21), sowie der angrenzende und erst kürzlich umgebaute Tanzsaal fielen den Flammen zum Opfer. Da es zwei Tage vor der Kirmes war, hatten sich die Wirtsleute reichlich mit Waren eingedeckt. Nur wenig wurde gerettet, da das Feuer sehr schnell um sich griff. Der Schaden war zwar durch eine Versicherung einigermaßen gedeckt, die Gastwirtschaft wurde aber nicht mehr aufgebaut und die Konzession neu vergeben an den damaligen Gemeindevorsteher Karl Vogel (Haus 5).
Die Eröffnung des Wirtschaftsbetriebes wurde aber von einem Umbau des Hauses abhängig gemacht, der aber erst im Frühjahr 1931 ausgeführt werden sollte, so daß bis zu diesem Zeitpunkt der Ort vollständig „trocken“ gelegen hätte.

Im Laufe des Jahres 1931 machte sich auch in Rheinbay die Arbeitslosigkeit immer mehr bemerkbar. Die Grube „Prinzenstein“ war schon zwei Jahre vorher stillgelegt worden, und die meisten jungen Männer, die sonst im Winter fast restlos zur Arbeit gingen, mußten zu Hause bleiben. Arbeit war nicht zu bekommen. Die meisten Schiffsheizer waren entlassen. Die Weinhandlungen in Bacharach und Oberwesel, in denen viele Rheinbayer einen Verdienst gefunden hatten, mußten infolge der Absatzschwierigkeiten ihre Betriebe sehr einschränken, und viele Arbeiter entlassen. Da die meisten hier Grundbesitz hatten, gab es auch keine Wohlfahrtsunterstützung.

Im Frühjahr 1935 erhielt die äußere Umgebung unserer Kapelle eine schmuckvolle Verschönerung. An dem Brunnen wurde eine abgerundete Mauer geschaffen. Zwei Zypressen am Eingang und einige Fichten und Zierblumen, die an der Ostseite gepflanzt wurden, verschönerten merklich den Mittelpunkt des Dorfes.
In der Osternacht 1936 wurde Rheinbay von einem gewaltigen Schneesturm heimgesucht. Innerhalb kurzer Zeit lag der Schnee ½ Meter hoch. Das Unwetter brachte einen derart starken Sturm mit sich, daß eine Anzahl Telegraphenstangen umfielen, ausgehoben oder abgedreht wurden. An mehreren Stellen lagen die Hochspannungsdrähte auf der Erde. Drei Tage war Rheinbay ohne Licht. Der größte Schaden wurde oberhalb der Jagdhütte im Gemeindewald angerichtet. Hunderte junger Fichten und Kiefern waren umgeknickt, entwurzelt oder hingen mit der Krone fast bis zum Boden. Nicht so sehr der Sturm, sondern der nasse Schnee hatte durch seine ungeheure Last die Bäume und ihre Äste zu Fall gebracht. Man schätzte den Schaden auf 12.000,00 bis 13.000,00 Mark für die Gemeinde.

Das Anwesen des Herrn Ludwig Hüttner, Ludwigsruh bei Rheinbay, das seit Jahresfrist auf Grund einer Zwangsversteigerung in die Hände des 1. Gläubigers, der Kreissparkasse St. Goar, gekommen war, wurde am 20. Mai 1936 für 13.000,00 RM an den Bahnhofswirt Rüb in Hagen/Westfalen verkauft.

Die Gastwirtschaft, die der bisherige Wirt Vogel drei Tage vor dem Kirchweihfest des Jahres 1938 geschlossen hatte, öffnete Ende März wieder ihre Pforten unter einem neuen Wirt, Hessen Anton Rüdesheim.

Bis zum Frühjahr 1938 mußten die Toten der Gemeinde in Hirzenach bestattet werden. Nun erwarb Rheinbay unterhalb der Schule ein wiesenarmes Stück für 675,00 RM und legte hier einen dorfeigenen Friedhof an. Als erste Tote wurde im September des gleichen Jahres Frau Elisabeth Halfer auf dem neuen Friedhof bestattet. Die Gemeinde wurde mit 100,00 RM für ihren rechtlichen Anteil am Hirzenacher Friedhof abgefunden.
Im Sommer 1939 erhielt das Schulgebäude einen Anbau, in dem zu ebener Erde ein kleiner Abstellraum und auf halber Treppe ein Badezimmer mit WC eingerichtet wurde. Die Regierung stellte der Gemeinde einen Zuschuß von 1.240,00 RM zur Verfügung. Ferner bekam die Schule ein eigenes Filmgerät.

Zum ersten Mal im Kriege erhielt Rheinbay am
10. November 1939 Einquartierung. Zwei Munitionsstaffeln einer in Karbach untergebrachten Batterie eines Artillerie-Regimentes mit 77 Pferden und 61 Mann fühlten sich fünf Wochen lang hier wohl. Allen Soldaten konnten von der Bevölkerung Betten zur Verfügung gestellt werden.

Im Frühjahr 1940 wurde auf dem Dorffriedhof ein großes Kreuz im Werte von 300,00 RM errichtet.

Wegen der durch den Krieg notwendigen Verdunkelung, wurden im Schulsaal vier Verdunklungsvorhänge angebracht.

Im Laufe des Jahres 1955 wurde mit der Grundzusammenlegung begonnen. Beamte nahmen Vermessungen vor. Bodenuntersuchungen fanden statt, und sämtliche Obstbäume wurden gezählt und numeriert.

Der Bau einer Straße Weiler – Rheinbay – Holzfeld wurde geplant, der Grund dazu vermessen.

Die Gemeinde ehrte ihre Toten – der zweite Weltkrieg hatte in Rheinbay vier Todesopfer gefordert – durch eine Gedenktafel in der Kapelle. Dieses Ehrenmal wurde am Allerseelentag 1955 enthüllt.
Im November 1956 begann der Ausbau der Straße Rheinbay – Holzfeld, die eine gute Verbindung über Werlau nach St. Goar schaffen sollte.

Der schadhafte Außenputz des Schulgebäudes wurde in den Monaten Oktober – November 1957 erneuert. Der Kostenvoranschlag belief sich auf 1.500,00 DM. Da aber die Renovierung umfangreicher war, als ursprünglich angenommen wurde, beliefen sich die Kosten am Schluß auf 2.500,00 DM. Dafür hat das Schulgebäude aber ein Aussehen bekommen, daß es eine Zierde und Empfehlung für den Ort ist, zumal die Schule meist das erste Gebäude ist, daß der Fremde von Rheinbay sieht und an dem viele vorbeikommen.

Am 03. Oktober 1958 konnte die neue Straße Holzfeld – Rheinbay feierlich dem Verkehr übergeben werden.

1958 wurde ein weiterer Teil des Dorfes kanalisiert. Es handelt sich um das Stück von Anwesen Willi Bach bis unterhalb der Schule. Dadurch wurden die Abwässer, die bisher über die Wiese hinter der Schule liefen, in geordnete Bahnen gelenkt. Obwohl die Arbeiten teilweise in Fron geleistet wurden, betrugen die Kosten etwa 1.800,00 DM. Ein weiteres Teilstück wurde von der Dorfstraße in Höhe von Monnerjahn hinunter zur neuen Straße ausgebaut. Diese Kosten wurden im Rahmen der Zusammenlegung verkraftet.

Eine Geldsammlung, von Frauen der Gemeinde Rheinbay durchgeführt, brachte ein solch gutes Ergebnis, daß zwei neue Meßgewänder gekauft werden konnten, die der Hochwürdige Herr Pastor an den beiden Kirmestagen zum ersten Mal trug.

Im Herbst 1959 erhielt die Dorfstraße eine Teerdecke, ebenso auch der Schulhof. Die Kosten waren zunächst mit 20.000,00 DM veranschlagt, aber das Darlehen von 24.000,00 DM, daß die Gemeinde aufgenommen hatte, war erschöpft, und an den Dorfenden waren noch einige Meter zu asphaltieren.
Auf einer eiligst einberufenen Gemeindeversammlung wurde den Bürgern nahegelegt, daß jeder Haushalt innerhalb von zwei Jahren 100,00 DM für den weiteren Ausbau der Straße zahlen solle. Dieser Vorschlag wurde von den einzelnen Haushaltsvorständen bei vier Enthaltungen angenommen. Die Kosten der neuen Dorfstraße betrugen insgesamt 26.760,00 DM.

Die Straße Rheinbay – Karbach, die zunächst nur einen festen Untergrund hatte, bekam im Laufe des Jahres eine Asphaltdecke. An der Hangseite in Richtung Karbach baute sich Fam. Antweiler ein stattliches Einfamilienhaus.

Gegen Ende 1961 schlossen sich fünfundzwanzig sangesfreudige Rheinbayer zusammen und gründeten wieder einen Gesangsverein, der sich den Namen „Männergesangsverein Eintracht Rheinbay“ gab. Die Leitung des Chors hat Herr Klingele aus St. Goar übernommen, Vorsitzender wurde Herr Schmidt aus Rheinbay.

Höhepunkt des Dorflebens war das Kreischorfest in Rheinbay am 31. August und 1. September 1963, verbunden mit dem 40. Stiftungsfest des MGV Eintracht Rheinbay. Ein interessantes Programm und gutes Wetter lockten neben den Sängern auch viele Gäste in Dorf und in das 1.200 Personen fassende Festzelt.

Man schätzt die Zahl der Sänger aus zwanzig Vereinen auf über 1.000 Personen. Mittags bewegte sich ein stattlicher Festzug unter der Musik des Karbacher Orchesters durchs Dorf zum Festzelt. Das gelungene Fest brachte auch dem ausrichtenden Verein einen schönen Erfolg und war für unser Dorf eine schöne Reklame.

1962 erhielt die Schule für 850,00 DM moderne Zweiertische und Stühle, ferner Sportgeräte für 300,00 DM.
Der größte Fortschritt für die Schule aber war die Anlage einer ölgespeisten Warmwasserheizung im Schulgebäude.

Futtermangel infolge eines kalttrockenen Frühjahrs und eines ebenfalls trockenen Sommers zwang viele Bauern zu Notverkäufen von Vieh.

Verkehrsmäßig nahm Rheinbay im Laufe des Jahres 1962 einen guten Aufschwung. Die Straße Rheinbay – Weiler wurde im Rohbau fertig, und so konnte ab 1.9.62 eine Autobusverbindung nach Bad Salzig geschaffen werden. Diese war besonders für den Berufsverkehr von Bedeutung. Die Berufstätigen sparten jetzt den Fußweg zum Bahnhof Hirzenach und den steilen Rückweg vom Rheintal zum Dorf.
Von der Straße Rheinbay – Karbach wurde ein Teilstück asphaltiert.
An der Straße Rheinbay – Hirzenach begannen Sprengungen.

In der Rheinbayer Flur wurde eine Vogelschutzebene errichtet und ca. 150 Stück Nistkästen aufgehängt, die gut bezogen wurden.

Der Winter 1962/63 war sehr streng. Von Mitte November 1962 bis Anfang März 1963 herrschte Frost, teilweise mit Temperaturen von – 13° C. Wochenlang lag Schnee und erschwerte den Verkehr.
Mitte April konnte dann doch endlich die Straße Rheinbay – Weiler asphaltiert und dem Verkehr übergeben werden.
Höhepunkt des Dorflebens war das Kreischorfest in Rheinbay am 31. August und 1. September 1963, verbunden mit dem 40. Stiftungsfest des MGV Eintracht Rheinbay. Ein interessantes Programm und gutes Wetter lockten neben den Sängern auch viele Gäste in Dorf und in das 1.200 Personen fassende Festzelt.
Man schätzt die Zahl der Sänger aus zwanzig Vereinen auf über 1.000 Personen. Mittags bewegte sich ein stattlicher Festzug unter der Musik des Karbacher Orchesters durchs Dorf zum Festzelt. Das gelungene Fest brachte auch dem ausrichtenden Verein einen schönen Erfolg und war für unser Dorf eine schöne Reklame.

Drei neue Häuser verschönten im Laufe des Jahres das Bild unseres Dorfes. Errichtet wurden zwei Privathäuser (Karbach und Retzmann), und das Gemeindehaus. Es erhielt im Dachgeschoß eine Wohnung, zu ebener Erde den Feuerwehrgeräteraum und die Viehwaage und im Kellergeschoß Schlachtraum, Kühlraum, Wurstküche und Gefrieranlagen mit damals 20 Gefrierfächern.
Mit Beschluss vom 28. April 1975 wurde das Backhaus verkauft.

Das Schulgebäude wurde zum Mehrzweckgebäude umfunktioniert und mit Beschluss vom 06. Febr. 1984 umgebaut. Die Neueröffnung fand am 25. Okt. 1986 statt.

Die Rheinbayer Nachbarschaft

Das kleine Dörfchen Rheinbay lag bis 1958 tatsächlich wie von aller Welt abgeschnitten. Die Verbindungen zum Kirch- und Bahnhofsort Hirzenach bzw. zu anderen Dörfern beschränkten sich auf steile Wege in der Art von Wald- und Flurwegen. Keine Asphalt- oder Pflastersteine berührte den Ort.
Aus dieser Abgeschiedenheit entwickelte sich eine besonders stark ausgeprägte Form der „Nachbarschaft“ mit genauer Festlegung von Rechten und Pflichten.
Bei der Heirat zahlte der Bräutigam 3 Mark an die „Nachbarschaft“. Wenn eine Frau von auswärts einheiratete, gab sie 50 Pfg. für Brezeln. Verwaltet wurde die Kasse vom jeweiligen Bürgermeister. Die Taufe eines Kindes fand in Hirzenach statt. Hierzu wurden je drei Nachbarn rechts und links eingeladen. Diese mußten das Kind nach Hirzenach hin- und zurückbringen, d. h. tragen. Im Hause des Neugeborenen gab es eine kurze Feier, bei der Schnaps gespendet wurde. Etwa
4 – 5 Wochen nach der Taufe fand die „Kindches-Kirmes“ statt, an der die Mutter des Kindes teilnahm. Gefeiert wurde mit den sechs Nachbarn und den beiden Paten bei Kaffee, Kuchen und Wein. (Jedes Kind hatten einen männlichen Paten (Patt) und einen weiblichen (Got).

Bei einem Todesfall zahlten die Familienangehörigen des Verstorbenen den Leichengulden (etwa 1,70 Mark) an die „Nachbarschaft“. Je drei Nachbarn rechts und links – es ging dabei nach Hausnummern, nicht nach der örtlichen Lage – mußten das Grab schaufeln. Bis 1938 wurden die Toten der Gemeinde in Hirzenach beerdigt, erst seit dieser Zeit in Rheinbay selbst. Einer der ersten Nachbarn rechts oder links mußten die Leiche fahren. Die beiden Jüngstverheirateten trugen den Sarg aus dem Hause, die vier anderen mußten später das Grab zuschaufeln.
Für Seil und Hebel hatten der 5. und 6. Nachbar zu sorgen, sie machten auch die nötigen Handreichungen beim Versenken des Toten und räumten nach der Beerdigung wieder alles ab. Später fiel das Beerdigungsfuhrwerk weg, die vier jüngsten der sechs Nachbarn trugen den Sarg zum Dorffriedhof. Die beiden anderen sorgten für die Geräte. Im übrigen war jede Familie verpflichtet, mit wenigstens zwei Personen an der Beerdigung teilzunehmen. Bei Fehlen ohne triftigen Grund zahlte sie 50 Pfg. in die Nachbarschaftskasse.

Die Gelder der „Nachbarschaft“ wurden, je nachdem, etwa alle sieben bis acht Jahre auf Fastnacht verbraucht, indem man dafür ein Faß Wein kaufte. Zuerst ging es ins Gemeindehaus, den „Backes“ (Backhaus). Hier wurde für jeden seit der letzen Feier Verstorbenen ein Vater Unser gebetet. Der Jüngstverheiratete spielte den „Mundschenk“ und zapfte. Meist blieben für jeden Mann nach ein bis zwei Liter Wein zum Mitnehmen übrig. Wenn genug getrunken war, gab es mit der „Dorfkapelle“ – vier bis fünf Mann die musizieren konnten – einen Umzug durchs Dorf.
Anschließend wurde im Saal der Wirtschaft weiter gefeiert, d. h. getanzt, gesungen und geschmaust. An diesem Teil des Festes nahmen auch die Frauen teil. Wer es sich leisten konnte, brachte „Kreppelchen“ (Reibekuchen und Berliner) in die Wirtschaft mit. Fastnacht war also eine Art Gemeindefeiertag, ein Zusammenkommen des ganzen Dorfes und ein Ausgleich für die Pflichten, die die „Nachbarschaft“ mit sich brachte.

Unsere Kapelle

An Allerheiligen im Jahre 1830 brannte Rheinbay fast ganz ab. Auch die schon baufällige alte Kapelle, die wahrscheinlich der Hl. Anna geweiht war – in alten Urkunden ist als Patrozinium für Rheinbay St. Anna angegeben – blieb dabei nicht verschont.
Der Standort der Kapelle war der Platz an dem heute „Auerbachs Scheune“ steht.
Später fand man in der Asche ein Kreuz dieser alten Kirche. Es wurde aufbewahrt. Als ein gebürtiger Rheinbayer namens Krautkrämer, der wohlhabend war und in Udenhausen wohnte, 1.000 Taler zum Bau einer neuen Kapelle spendete, konnte man im Jahre 1896 mit dem Bau beginnen.

Die Handwerker hatten freies Essen bei den Rheinbayern, und je zwei Häuser stellten einen Handlanger für die Maurerarbeiten. Dadurch kam die Kapelle nicht so teuer. Als sie fertig war, wurde das Kreuz der früheren Kapelle auf dem Chorteil angebracht.
Im Jahre 1911 beschaffte die Gemeinde ein Harmonium zum Preis von 365,00 Mark. Seit dem Jahre 1923 wurde regelmäßig durch einen Pastor aus Boppard an den Sonntagen hier die hl. Messe gefeiert.
Deshalb wurde der Bau einer Saktristei nötig. Sie wurde Ende des Jahres 1925 fertiggestellt. Der alte Altar in der Kapelle war sehr einfach und ein neuer wurde angeschafft. Die barocke Marienfigur des alten Altares wurde renoviert und in den neuen Altar mit eingebaut. Die Kosten von 1.580,00 Mark wurden von dem damaligen Jagdpächter, Ludwig Hüttner, Villa Ludwigsruh bei Rheinbay, getragen. Jagdpächter Hüttner stellte insgesamt 3.000,00 Mark für die Kapelle zur Verfügung.
Später wurde die Kapelle ausgemalt. Zur Bestreitung der Kosten veranstaltete der Gesangverein einen Theaterabend. Der Rheinertrag betrug 420,00 Mark. Eine Dorfsammlung brachte weitere 200,00 Mark. Mit diesem Geld konnten die Malerarbeiten ausgeführt werden.
Im Frühjahr 1935 erhielt die äußere Umgebung unserer Kapelle eine schmuckvolle Verschönerung. An dem Brunnen, den man zugeschüttet hatte, wurde eine abgerundete Mauer geschaffen. Zwei Zypressen wurden am Eingang und eine Fichte und Zierblumen wurden an der Ostseite gepflanzt.
Im Jahre 1955 wurde eine Gedenktafel für die Toten beider Weltkriege in der Kapelle errichtet. Sie wurde am Allerseelentag eingeweiht.

Rheinbayer Flurnamen

A An der vordersten Anwand
B Am Bucherweg
Im Brühl
C – D Dreispitz
E Am Eichenbäumchen
Im Eisenstück
Untere Ebersbach
Obere Ebersbach
Oben in der Ebersbach
F Im Flürchen
G In der Gassenwies
Ginsterstück
H Am Haweg
Im Himmelchen
Hinterberg
Herchen
I – J – K In den Kesterter Wiesen
Auf dem Kuckuckskopf
Im Kempergraben
Kempel
Kalmerwies
An den Kuhpfädchen
Kunenborn
L Im Langgarten
Am Leh
Leher Kopf
M Mohrenstück
Am Maiwäldchen
N Am Niederbach
Nieberbay
O Ochsenmorgen
P Am Pfadche
Am Pailsbach
Q – R Rothwald
Rothesfeld
In den Rehdärmen
Am Rotzborn
S Auf der Sporn
SCH Auf der Schleheck
Im Schafstiefel
Scheibersloch
Im Scheibchesloch
ST Am Stockwieschen
Im Stiergarten
T Am Talweg
Trümpfchen
U – V – W In der Waad
In der Wäsch
Wiesfeld
In den Weihern
X – Y – Z Zeil

Die Wasserleitung

Die Rheinbayer holten sich ihr Wasser früher, als es noch keine Wasserleitung gab, aus Brunnen. Das war mühselig und umständlich. Deshalb beschloß man im Jahre 1912 den Bau einer Wasserleitung.
Schürfungen in der oberen Ebersbach erbrachten bald genügend und gutes Wasser.
Der Kreisbaumeister arbeitete die Pläne für die Wasserleitung aus.
Die Gemeinde sollte aus dem Westfonds nur einen Zuschuß von 3.500,00 RM erhalten.
Sie beschloß trotzdem an dem Plan festzuhalten. Der Bau der Leitung wurde für einen Betrag von
14.631,00 RM einer Firma in St. Goar übergeben.
Infolge der Mobilmachung und des Arbeitermangels verzögerte sich im Jahre 1914 die Inangriffnahme der Leitung. Es konnte wegen der Einstellung des Güterverkehrs auf der Bahn kein Material angefahren werden.
Am 25.09.1914 begann endlich der Bau der Wasserleitung. Der Bau zog sich über eienen langen Zeitraum hinweg und wurde hauptsächlich mit russischen Kriegsgefangenen ausgeführt.
Erst 1918/19 wurde die Wasserleitung fertiggestellt.

Die Stromversorgung

Rheinbay wurde im Jahr 1921 an das elektrische Netz angeschlossen. Außer fünf Häusern hatten sich alle an das Netz anschließen lassen. Die Kapelle, die Schule und das Backhaus gehörten ebenfalls dazu.

Die Finanzierung erfolgte derart, daß jeder Bürger 2.000,00 Martk vorweg bezahlen mußte.

Den Anfang der Straßenbeleuchtung bildeten zwei Straßenlampen, eine war an der Kirche und eine am Backhaus angebracht. Die Kilowattstunde kostete damals 6,75 RM. Der Strom war zwar teuer, aber billiger als Petroleum, das 12,00 RM je Liter kostete.

Zum ersten Mal brannte am 12.11.1921 das elektrische Licht in unserem Dorf.

Unser Friedhof

Früher mußten die Toten von Rheinbay nach Hirzenach gebracht und dort beerdigt werden, da die Gemeinde keinen eigenen Friedhof hatte. Das wurde erst im Jahre 1938 anders.
Die Gemeinde erwarb unterhalb der Schule ein Wiesengrundstück für 675,00 RM und legte hier einen dorfeigenen Friedhof an.
Als erste Tote fand Frau Elisabeth Halfer auf dem neuen Friedhof ihre Ruhestätte.
Die Gemeinde mußte sich mit 100,00 RM für ihren Anteil am Hirzenacher Friedhof abfinden lassen.
Im Jahre 1940 errichtete sie auf dem Friedhof ein großes Kreuz im Werte von 300,00 RM. Zwei Rotdornbäumchen vor der niedrigen Mauer am Tor verschönerten den Friedhofseingang.
Um den Friedhof führt heute eine Hainbuchenhecke, die ihn gegen die umgebenden Wiesen abschließt.

Vom Rheinbayer Gesangsverein
Im Jahre 1906 wurde in Rheinbay ein Geselligkeitsverein gegründet. Ihm gehörten fast alle Rheinbayer Männer an. Erster Präsident war Karl Vogel.
Durch den ersten Weltkrieg löste sich der Geselligkeitsverein auf. Aber am 05. Februar 1921 wurde ein Gesangverein gegründet. Der Gründer war der Lehrer Herr Wirth. Er war auch der Dirigent. Bei der Gründung hatte der Verein 29 aktive und 5 inaktive Mitglieder. Der 1. Vorsitzende war Karl Auerbach. Der Verein kaufte im Jahre 1921 eine Bühne aus Oberwesel.
Damit die Kapelle ausgemalt werden konnte veranstaltete der Verein einen Theaterabend. Der Reinerlös betrug 420,00 RM.
Der zweite Weltkrieg brachte den Verrein zum Erliegen. Erst im Jahre 1961 schlossen sich wieder 25 Männer zusammen und bildeten einen Gesangsverein. Der Name des Vereines lautete „Männergesangverein Eintracht Rheinbay“. Die Leitung des Chores hatte Herr Klingele aus St. Goar. Erster Vorsitzender war Herr Schmidt aus Rheinbay.
Am 31. August und am 01. September 1963 fand in Rheinbay ein Kreischorfest, verbunden mit dem
40. Stiftungsfest, statt. Es war der Höhepunkt des Dorflebens. Ein interessantes Programm und gutes Wetter lockten neben den Sängern auch viele Gäste in das Dorf und in das 1.200 Personen fassende Festzelt. Man schätzt die Zahl der Sänger aus 20 Vereinen auf über 1.000 Personen.
Mittags bewegte sich ein stattlicher Festzug unter der Musik des Karbacher Orchesters durch das Dorf zum Festzelt.
Das wohlgelungene Fest brachte auch dem ausrichtenden Verein einen schönen geldlichen Erfolg und war für unser Dorf eine gute Reklame.

Unsere Schule
Bis zum 01.10.1909 bildeten Rheinbay, Holzfeld, Nieder- und Oberhirzenach einen Schulverband. Bis zu diesem Tage gingen die Rheinbayer Kinder nach Hirzenach zur Schule.
Die Kinderzahl in Hirzenach wurde immer größer, so daß die Schule dort zu klein wurde. Die Rheinbayer bauten nun ihre eigene Schule. Diese wurde am
03. November 1909 eingeweiht. Bis zum 01. April 1910 verwaltete der Lehrer Herr Mecking die Schule, danach der Lehrer Herr Mohr. Im Jahr 1911 stieg die Anzahl auf 51 Schüler. Der Schulsaal wurde zu klein, er mußte vergrößert werden. Die Wand zwischen dem Lehrmittelraum und dem Schulsaal wurde entfernt.
Am 01. April 1913 wurde der Schulverband Holzfeld, Nieder-, Oberhirzenach und Rheinbay aufgelöst. Rheinbay und Holzfeld wurden je eine Schulgemeinde für sich, während Ober- und Niederhirzenach noch zum Verband vereint blieben.
Im Sommer 1939 bekam die Schule einen Anbau, einen Abstellraum und auf halber Treppe ein Badezimmer mit WC.
Im Jahr 1957 wurde der Verputz erneuert. Er kostete 2.500,00 DM.
Eine neue Teerdecke erhielt der Schulhof im Jahre 1959.
Im Jahr 1962 bekam die Schule neue Zweiertische für etwa 850,00 DM und Sportgeräte für 300,00 DM.
Der größte Fortschritt aber war der Bau einer ölgespeisten Warmwasserheizung im gleichen Jahr. Da die alten außerhalb des Schulgebäudes gelegenen Toilettenanlagen zu primitiv und diese „Gebäude“ von der Rheingoldstraße für jeden sichtbar waren und das Bild des Dorfes empfindlich störten, baute die Gemeinde moderne Toiletten an der Westseite des Schulgebäudes an. Das Flachdach des Anbaues wurde zum Balkon und der Keller als Garage ausgebaut.
Namen, die es im Jahre 1963 in Rheinbay gab:

Antweiler
Auerbach
Bach
Bock
Buchner
Buch
Dausner
Gilbert
Gras
Greis
Grüneberg
Halfer
Hassbach
Henrich
Karbach
Mallmann
Mayer
Monnerjahn
Pitzer
Retz
Retzmann
Rüdesheim
Schäferkunz
Schladt
Schmidt
Schneider
Schulz
Vogel
Vogt
Wagner
Weber
Zilles

Einwohnerzahlen Stadt Boppard (Stand 2004)
Ortsbezirke Einwohner männlich weiblich unter 20 J. 20 – 59 J. ab 60 J.

Bad Salzig

2.751

1.322
1.429 517 1.467 767

Boppard

7.797
3.663 4.134

1.501
4.054 2.242

davon sind Buchenau

2.083

Buchholz

2.671
1.292 1.379

558
1.447 666

Herschwiesen

363
172 191 86 199 78

Hirzenach

367
174 193 67 168 132

Holzfeld

470
224 246 85 268 117

Oppenhausen

929
456 473 230 525 174

Rheinbay

236
113 123 36 127 73

Udenhausen

510
245 265 119 288 103

Weiler

718
369 349 150 407 161

Insgesamt:

16.812
8.030 8.782 3.349 8.950 4.513

Recht unterschiedlich ist der Anteil der „Alten“ in den zehn Bopparder Ortsbezirken. Er reicht von 18,4 Prozent (das sind 167 von 909) in Oppenhausen bis 35,0 Prozent (133 von 380) in Hirzenach. Überdurchschnittlich hoch sind die Älteren auch in Rheinbay (72 = 30 %), Boppard-City (2225 = 28,5 %) und Bad Salzig (769 = 27,7 %) vertreten. Die vergleichsweise wenigsten Menschen in der Altergruppe ab 60 leben hinter Oppenhausen in Udenhausen (103 = 20,6 %), Weiler (159 = 23,0 %), Herschwiesen (84 = 23,3 %), in Holzfeld (113 = 24,1 %) und in Buchholz (674 = 25,5 %).(ww)

Aus RZ vom 31.Juli 2004